Read in English here | Das Sachbuch des US-Amerikaners Wayne Laufert bietet fundierte Recherche und zeitlose Erkenntnisse für fachlich versierte Leser, die ihr Wissen über Kurt Vonnegut (1922 – 2007) und humanistische Ideale vertiefen möchten.
Anständiges Benehmen, Kurt Vonnegut und Humanismus
Wayne Lauferts Buch (Humanist Press, 2022), das bislang nur auf Englisch vorliegt, handelt vom Zusammenspiel der titelgebenden Begriffe. „Jenen, die mit Humanismus vertraut sind“, erklärt Laufert auf Nachfrage, „ist vielleicht auch Kurt Vonnegut ein Begriff und sie sind vielleicht gespannt zu erfahren, inwieweit Vonneguts Weltsicht zur eigenen passt und ob sie etwas davon lernen können.“
Das sind die titelgebenden Begiffe
„Behaving Decently“ meint im Kontext des Englischen mehr als das bieder-deutsch anmutende „anständige Benehmen“. Es schließt Rücksichtnahme ein, Bescheidenheit und eine aufrichtige Nettigkeit, die eben ohne moralischen Zeigefinger auskommt. Hier liegt die Brücke zum Humanismus; denn Humanismus basiert auf einer Ethik, die den denkenden und mitfühlenden Menschen eigenverantwortlich dazu anregt, würdig mit seinen Mitmenschen umzugehen. Kurt Vonnegut (1922 – 2007) war dieser Ethik zugetan. Vor allem war er aber auch einer der prägendsten US-amerikanischen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts. Und so war es wiederum Wayne Laufert ein Anliegen, dem Humanismus in den Werken von Kurt Vonnegut nachzuspüren.
Mehr als eine Zitatsammlung
„Das Buch“, erklärt Laufert auf Nachfrage, „sollte mehr werden als eine gründlich kontextualisierte Zitatsammlung, so unterhaltsam und nützlich das auch gewesen wäre. Vielmehr spürt das Buch jenen Themen nach, über die Vonnegut geschrieben hat und die Humanisten üblicherweise interessant finden: Krieg, Religion, Wissenschaft, Technologie und Weiteres. Der biografische Teil schrieb sich von selbst, weil Vonnegut sehr viel eigene Erfahrung in seine Literatur hat einfließen lassen.“
Vonnegut ist auch in Deutschland relevant
Kurt Vonnegut, der insgesamt 14 Romane veröffentlicht hat, ist in Deutschland vor allem durch sein Werk „Schlachthof 5“ bekannt. Das Buch zählt zu den bedeutendsten englischsprachigen Romanen der letzten 150 Jahre. Der Autor verarbeitet hier die alliierte Bombardierung Dresdens, die er als 22-jähriger Gefangener der Nazis im Keller eines Schlachthofs überlebt hat. Vonnegut, der dann die Leichen der Dresdener hat bergen müssen, bezeichnet die Bombardierung als „bittere Tragödie, unnötig und willentlich ausgeführt.“
Die Arbeitsweise von Wayne Laufert
Diese und andere literarische Schilderungen von Vonnegut kontrastiert Laufert mit Äußerungen des Autors aus verschiedenen Lebensabschnitten. In Bezug auf Dresden gibt Vonnegut sich mitunter dann auch zynisch und gleichgültig. Insgesamt sind der Krieg, das Ausmaß der Zerstörung, der von Deutschen verübte Holocaust, aber auch der US-amerikanische Atombombenabwurf auf Hiroschima Ereignisse, auf die Vonnegut letztlich mit einem fragenden Vogelzwitschern „Poo-Tee-Weet?“ in seinem Roman „Schlachthof 5“ antwortet.
„Es ist eine Frage ohne adäquate Antwort“, erklärt Wayne Laufert in seinem Buch, um dann die Brücke zu einer humanistischen Ethik zu bauen, an der sich Vonneguts Äußerungen bewerten lassen. In Bezug auf Dresden geht es um die Frage, ob es einen gerechten Krieg geben kann oder ob das Massaker der einen, ein Massaker auf der anderen Seite rechtfertigt. Es sind Themen, die angesichts der jetzigen Weltlage aktueller sind denn je. Vonnegut zu seiner Zeit, aber auch die humanistische Ethik zu allen Zeiten ringen mit diesen Fragen. Wayne Laufert unterstützt diese Suche nach Antworten durch seine breite Recherche.
Evolution, Kunst und Gemeinschaftssinn
Auf diese Weise setzt sich Laufert auch mit den anderen Themenschwerpunkten auseinander, die um Vonnegut und den Humanismus kreisen. Dazu zählt Vonneguts Roman „Galapagos“, der von einer literarischen Fiktion über menschgemachte Katastrophen und die Evolution handelt. Sein Buch „Cat’s Cradle“ erkundet die Geschichte von Religion ansich und die Verantwortung der Wissenschaft. Vonneguts „Mutter Nacht“ ist widerum für uns Deutsche von besonderer Bedeutung. Das Werk wirft die Frage nach Schuld und Verantwortung angesichts der NS-Verbrechen auf: „Wir sind, was wir vorgeben zu sein. Also müssen wir vorsichtig sein, was wir vorgeben zu sein.“
An anderen Stellen geht es Vonnegut um die Kunst als Mittel zum persönlichen Wachstum oder um ein Engagement für das Gemeinwesen. Vor allem war Vonnegut ein Mensch mit eigenwilligem Humor, was den Scharm seiner Person und viele seiner Bücher ausmacht.
Wayne Laufert zeichnet Vonneguts Fiktionen anhand von Fakten nach und stiftet damit zeitlose Erkenntnisse für unser heutiges Leben.
Über Wayne Laufert
Der US-Amerikaner Wayne Laufert lebt in Balitmore, Maryland. Er war dort als Zeitungsreporter sowie Redakteur tätig und arbeitet nun als Korrektor für die US-Regierung. Laufert leitet den Kurt-Vonnegut-Buchklub in Baltimore. Seit 2013 ist er Mitglied der Baltimore Ethical Society.
Über das Buch
„Behaving Decently – Kurt Vonnegut’s Humanism“ ist 2022 bei der US-amerikanischen Humanist Press erschienen. Das gut 260 Seiten starke Taschenbuch kann zum Preis von $20 beispielsweise über Amazon auch bei uns bestellt werden.